Henning Fach
2/5
Leider statt Jagdromantik eine spürbar versuchte Gewinnmaximierung.
Die Erfahrungen die ich sammeln konnte, in der Hirschbrunft im Jagdrevier Nidzica enttäuschten mich leider sehr. Tolles Revier, alles andere leider sehr ausbaufähig.
Wir reisten zu 3. in einem Geländetauglichen Fahrzeug an, um immerhin einem von uns drei die täglich anfallenden 70€ für Revierfahrten zu sparen.
Uns wurden die Zimmer gezeigt, welche annehmbar ausgestattet waren. Danach wurde für 16:30 eine Ansprache geplant und die Unterlagen dabei kontrolliert. In der Ansprache wurde als erster Punkt erläutert das man ausschließlich mit den Fahrzeugen der Jagdführer fährt, hätten wir dies vorher gewusst, wären wir in einem geräumigeren, nicht geländetauglichen und vor allem effizienterem Fahrzeug die 1300km angereist. Aber gut, da konnten wir noch drüber hinwegsehen, bei den Preisen der Reise muss man die 400€ auch noch übrig haben. Nach der Besprechung wurden die Jagdführer ausgelost. Leider hatte ich in diesem Moment wenig Glück, wie sich herausstellte war der Jagdführer nicht gut mit der Deutschen Sprache vertraut, was es in dem kleinen Geländewagen schwierig machte sich zu unterhalten, da nicht genug Platz war um mit Armen und Beinen zu gestikulieren. Leider machte dies sämtliche Jagdausgänge zu einem 3 Stunden langen Schweigen. Am ersten Abend fragte er mich wie hoch das maximale Gewicht sei, welches ich erlegen will, mein Zielgewicht waren zwischen 5,5 und 6 Kilo. Bei den Jagden im Revier war die Wilddichte und Artenvielfalt beeindruckend, 4-5 Hirsche pro Ausgang waren die Regel, auch Elche konnte ich bestaunen. Beim 3. Ausgang am Montagabend kam ein Rothirsch von 5-5,5 Kilo, ohne Kronen welcher mich optisch begeisterte, wir konnten ihn eine Stunde im Hellen auf 70 Meter Entfernung bei seiner Brunft beobachten. Mein Jagdführer sagte allerdings der Hirsch wäre zu klein, wir sollten nach einem Größeren schauen, da dämmerte mir das er wohl lieber einen Hirsch knapp an den 6 Kilo oder noch ein wenig darüber erlegt haben wollte, immerhin liegen da noch mehrere hundert Euro dazwischen. Aber da der Führer weisungsbefugt ist, ließ ich die Waffe natürlich ruhen. Ein Bild von dem Hirsch schickte ich meinen zwei freunden, welche mit ihren Begleitern auf der Jagd waren, sie hielten den Hirsch für einen optimalen Abschusshirsch. Mittwochsmorgens dann die Chance: Ein anderer Hirsch ca. 5,5-6 Kilo stand am Rande eines Kahlschlags auf ca. 120 Meter. Langsam zog dieser in Richtung bestand, also war Eile geboten, ich zielte mittig auf das Ende der Blattschaufel und schon brach der Schuss. Der Hirsch zeichnete deutlich, am Anschuss fand sich, wie wir alle uns einig waren, Lungenschweiß, in direkter Nähe fanden wir den erlegten Hirsch leider nicht, mein Jagdführer sagte aber, es sei ein super Schuss und er könne nicht weit sein. Nach dem Frühstuck wollen sie mit einem Hund schauen. Wir fuhren also zurück in die Unterkunft und frühstückten, ich hörte den ganzen Tag nichts von der Nachsuche. Erst als ich abends nachfragte, wie es ausschaue mit dem Hirsch hieß es, dass der Schuss keinenfalls in der Lunge gewesen war und die Hunde nach 70 Metern im Wald die Fährte verloren hätten. Der Hirsch würde ohne Probleme weiterleben und ins Protokoll kommt, dass ich diesen Hirsch angeschweißt habe. An diesem Punkt hätte ich schon heimfahren können, alles was danach kommen könnte, würde den Eindruck dieses Urlaubs nicht mehr bessern. Naja, auf jeden fall hatte ich dadurch meine Jagdkaution schonmal verbraucht. Jeder kommende Hirsch würde mein Budget sprengen. Also verbachte ich die Zeit in der Unterkunft, das Essen der Vollpension war nicht das, was wir uns darunter vorstellten; zum Frühstück sowie Abendessen Brot mit Wurst und Käse, mittags gab es 4 mal in Folge Kartoffelpüree. Außen kalt, innen heiß mit verschiedenen Fleischgerichten und gewöhnungsbedürftigen Salaten. Selbst wenn ich den "Angeschweißten" Hirsch gefunden hätte, müsste ich feststellen, dass ich nie wieder eine derartige Jagdreise machen wollte, da die Jagd ohne Gespräche keine Freude macht.